Autor: happygoluckydog

  • Hundeverhaltensberatung – mein persönlicher Hintergrund

    Wenn, wie im „Über mich“ Beitrag zu lesen ist, Hundetrainingsplätze nicht meine Welt sind, dann stellt sich vielleicht dem Einen oder Anderen die Frage, was meine Welt ist! Dazu gibt es eine kleine Geschichte:

    Als wir, mein erster, mich ziemlich herausfordernder Hund und ich, endlich UNSERE Hundeschule gefunden hatten, da deutete sich schon während der Ausbildung an, dass der zukünftige Weg ein ziemlich einsamer werden könnte. Denn was wir da über das Führen und die Erziehung von Hunden lernten, das war so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was allgemeinhin praktiziert wird. Nach bummelig zehn Tagen hielt ich den bestandenen Hundeführerschein in meinen Händen. Damals der einzig offiziell anerkannte einer privaten Hundeschule. Nun stand der Wirklichkeitstest bevor.

    Das war zu einer Zeit, in der man aufgrund eines tödlichen Beißvorfalls sehr viel über Hunde diskutierte und Rasselisten erstellt wurden. Gerade mit starken Hunden war deshalb eher defensives Auftreten angeraten. Für mich als höflichen Menschen prinzipiell kein Problem. Die damit einhergehende und ziemlich ungerechte Entscheidungspraxis im Streitfall allerdings schon. Schwierige Ausgangslage, denn der Fokus liegt dabei auf dem Potential des Hundes und weniger auf seinem tatsächlichen Verhalten.

    Mein Hund war ein 32 kg schweres gute Laune Kraftpaket in schwarz. Er vergötterte Menschen und vertrug sich gut mit Hunden. Doch war er meist der stärkste und gab gerne den Ton an. Spiel artete nicht selten ins Kräftemessen aus und fast war es soweit, dass er Eintrittsgeld für die Hundekoppel verlangt hätte.

    Nun, mit neu erworbenem Fachwissen ausgestattet, sollte alles anders werden. Kräftemessen war fortan tabu. Der neue Modus Operandi bei Hundebegegnungen sah vor, dass mein Hund den entgegenkommenden Hund ignoriert, evtl. Blickkontakt zu mir aufnimmt und einfach vorbei geht. In dem Falle, der leider die Regel und nicht die Ausnahme war, dass der andere Hundehalter keinen Einfluss auf seinen Hund nehmen sollte und dieser sich vielleicht sogar anschicken würde zu uns zu kommen, sollte ich meinen Hund absitzen lassen. Diese Herangehensweise erzeugte zwangsläufig eine Situation, in der es zu einem mehr oder weniger freundlichen Wortwechsel zwischen mir und dem anderen Hundehalter kommen musste.

    Ich bin, wie gesagt, ein höflicher Mensch, doch was ich da an Rücksichtlosigkeit erleben musste, das ärgerte mich maßlos und für meinen Hund tat es mir einfach nur leid. Er musste passiv bleiben, egal wie unverschämt sich der andere ihm gegenüber verhielt. Offenbar ist es so, dass wenn man rücksichtlosen Individuen mit Rücksicht begegnet, sie sich zu noch mehr Rücksichtslosigkeit aufgefordert fühlen. So war das damals und in mir keimte der Verdacht, dass sich Hundehalter untereinander nicht selten selbst der ärgste Feind sind.

    Ich aber wollte das beste Leben für meinen Hund, ohne Maulkorb und mit viel Freilauf. Da konnte ich so was definitiv nicht gebrauchen und außerdem war ich es irgendwann auch einfach leid schwachsinnige Diskussionen führen zu müssen. Ich entschloss mich dazu eigene Wege zu gehen.

    Fortan mied ich öffentliche Tummelplätze für Hundehalter und entschied, dass nur, weil ich einen Hund habe, ich nicht mit jedem in Beziehung treten muss, der zufälligerweise auch einen Hund hat.

    Ich begann sehr viel Zeit exklusiv mit meinem Hund zu verbringen. Wir machten herrliche Spaziergänge, erkundeten neue Umgebungen und erlebten gemeinsam Abenteuer. Die Kuscheleinheiten nicht zu vergessen.

    Ohne es zu ahnen führten genau diese Schritte dazu, mich von einem Hundehalter in einen Hundemenschen zu verwandeln. Zwischen mir und meinem Hund entstand eine innige Beziehung. Ich hatte nicht einfach einen Hund. Wir bildeten eine Einheit. Und wenn wir uns in die Augen schauten, dann berührten sich unsere Seelen.

    Seit wir uns als Team verstanden waren auch „Tutnixe“ kein Thema mehr. Sie wurden ganz selbstverständlich und ohne mein Zutun mit Missachtung gestraft, was diesen meist das Interesse an uns nahm. Meist reichte ein kurzer Blickkontakt aus, um bei anstehenden Entscheidungen eine schnelle Einigung darüber zu erzielen, wohin die Reise gehen soll.

    Signale spielten bei uns eine untergeordnete Rolle. Mir ist ein sozial kompetenter, gut erzogener und entspannter Hund auch tausend Mal lieber als einer, der perfekt auf einzelne Signale reagiert! Denn man kann sich über all die „Tutnixe“ aufregen wie man will, man kann es auch lassen, denn es hilft ja nichts. Im Alltag muss man einfach mit unvorhersehbaren Ereignissen rechnen und ich wünsche mir Hunde, mit denen das kein Drama ist!

    Sozialverhalten und gutes Benehmen ist Lern- und Übungssache.  Sollte da etwas im Argen liegen, dann muss man sich den Herausforderungen stellen, um nicht zu sagen, sie suchen, um daran arbeiten zu können!

    Hunde sind neugierig auf andere Hunde und die meisten lieben den Kontakt mit Artgenossen. Um das auch für meinen Hund zu ermöglichen, pflegten wir einen kleinen, aber feinen Freundeskreis. Die Auswahl orientierte sich dabei an den Hunden, nicht so sehr an den Menschen. Die Hunde sollten sich mögen und einen positiven Einfluss aufeinander haben. Manchmal trifft das aber gerade auf den Hund der besten Freundin nicht zu. Man kann es ja auch als Chance betrachten. Als Chance darauf, seinen Bekanntenkreis um einige interessante Personen und Hunde zu erweitern. Bei mir war das jedenfalls so!

    Eine weitere schöne Möglichkeit seinem Hund den Kontakt zu anderen Hunden zu ermöglichen ist die, einen zweiten Hund aufzunehmen. Ich habe es getan und die meiste Zeit sogar mehr als zwei Hunde gehabt. Damit öffnet sich allerdings auch ein neues Kapitel der Hundehaltung und damit verbundene neue Herausforderungen. Mehr dazu an anderer Stelle!

    Ich erwartete von meinen Hunden nie etwas anderes als Begleiter und Familienhunde zu sein. Darum war mein Ziel, sie zu überall gerne gesehenen Gefährten zu erziehen, die den üblichen Herausforderungen des Alltags gewachsen sind.

    An der Zielsetzung hat sich bis heute nichts geändert, doch endet meine kleine Retrospektive an einem Etappenziel. Das Lernen hatte noch lange kein Ende. Eigentlich endet es nie!Zumindest eines war mir klar geworden: Es gibt so etwas, wie eine formale Wissensbasis auf der wirklich erfolgreiche Trainer und Ausbilder aufbauen. An die wollte ich ran!

    Vorerst musste ich mich mit dem Wissen zufrieden geben, das ich mit dem Hundeführerschein erworben habe. Rückblickend nicht so schlecht, denn so war ich gezwungen meine eigenen grauen Zellen zu aktivieren und Forschergeist zu entwickeln, um voran zu kommen.

    Das war durchaus ne ganze Menge Wissen, das ich mit dem Hundeführerschein erwarb, denn nachdem ich mich für diese Hundeschule entschieden hatte, knapp zwei Wochen Vorort war und das Ganze auch einen stolzen Preis hatte, da befahl ich meinem inneren Widerspruchsgeist die Klappe zu halten und schaltete hundert Prozent auf Aufnahme. Da ich zudem ohne Auto angereist war, weil wir damals nur eines hatten und das von meinem Mann gebraucht wurde, fuhren mein Hund und ich im Auto der Trainerin mit, wenn wir Ausflüge machten. Zufälligerweise, war die, bevor sie in dieser Hundeschule arbeitete, die Leiterin der Hundeabteilung des Tierheims aus der mein Hund stammte. Um es kurz zu machen …. Ich fragte ihr ein Loch in den Bauch!

    Fortsetzung folgt …..

  • So klappt es mit dem Hundetraining

    Wenn die Sprache auf‘ s Hundetraining kommt, dann höre ich oft, unser, nennen wir ihn Bello, der kann schon „Sitz“. Das möchte ich dann natürlich gerne sehen und bitte darum, es einfach mal vorzuführen. Und meistens haut das auch irgendwie hin. Doch in aller Regel steht der Hund wieder auf allen Vieren, kaum, dass er sein Leckerchen runtergeschluckt hat und zeigt damit, dass er es nicht kann. Jedenfalls nicht im Sinne des Signals, denn „Sitz“ verlangt, den Hund jederzeit absitzen lassen zu können. Und, er soll so lange sitzen bleiben, bis er zum Aufstehen aufgefordert wird.

    Leider machen sich die wenigsten Hundehalter Gedanken darüber, dass Hundetraining einer Systematik folgt, sondern fokussieren stark auf Leckerlie oder Strafe beim Training. Das wiederum führt zu unsauberem Training und nicht selten auch dazu, dass vom Hund Gehorsam erwartet wird, obwohl der gar nicht verstanden hat, was er tun soll. Schnell haftet einem Hund dann an, ungehorsam oder schwer erziehbar zu sein. Ganz schön unfair finde ich.

    Der am Beispiel von „Sitz“ erklärte Trainingsaufbau ist auf alle anderen Signale übertragbar

    Erfolgreiches Hundetraining hat folgenden Aufbau:

    • Man startet damit, das erwünschte Verhalten mit einem Signal zu verknüpfen. Der Hund muss verstehen lernen, dass mit „Sitz“ hinsetzen gemeint ist. Das ist nicht so einfach für ihn. Hier ist sorgfältiges Arbeiten und Geduld angesagt!
    • Erst wenn man davon ausgehen kann, dass das Signal sicher verknüpft wurde, beginnt man damit, es abzurufen. Damit ist gemeint, den Hund (bei leichter Ablenkung) aufzufordern sich hinzusetzen. Die realistische Einschätzung des Trainingsstands ist wichtig, denn keinesfalls soll passieren, dass der Hund das Signal ignoriert und sich nicht hinsetzt. Es ist ein häufiger Fehler, dass der Trainingsstand überschätzt wird und es deshalb nicht klappt, wie gewünscht!
    • In der letzten Phase geht es darum, das Verhalten zu festigen. Das heißt in der Praxis, wiederholen, wiederholen, wiederholen. Schon um eine gewisse Zuverlässigkeit, auch unter größerer Ablenkung zu gewährleisten, sind viele Wiederholungen nötig. Wenn es gar um Signalkontrolle geht, dann sind es Tausende.
    • Nie ganz mit dem Üben aufhören! Um zu verhindern, dass mit der Zeit der Schludrian einzieht, sollte zeitlebens ein wenig Auffrischungsarbeit geleistet werden.

    Das Gute ist: Den meisten Hunden macht es richtig Spaß!

  • Nur was für Psychopathen – Schmerzreize in der Hundeausbildung

    Nur was für Psychopathen – Schmerzreize in der Hundeausbildung

    Strafe in der Hundeerziehung

    Hin und wieder kam ich durch Zufall in den zweifelhaften Genuss Hundehalter dabei zu beobachten, wie sie ihre Hunde mit Leinenrucks malträtierten. Wohl in der Hoffnung, dass irgendwann Leinenführigkeit daraus erwächst.

    Ich wunderte mich dann immer, warum das unablässig fortgeführt wird, obwohl keine Verbesserung des Verhaltens erkennbar wurde. Erkennbar war in der Regel lediglich ein gestresstes und zerrüttet wirkendes Team. Der Mensch an dem einen Ende der Leine mit grimmig verzerrten Gesichtszügen und der Hund am anderen Ende zwischen Hilflosigkeit, Beschwichtigung und Getriebenheit.

    Nach wie vor gibt es ja viele Fans des Leinenrucks und von „Strafen“ überhaupt. Klingt ja auch erst mal logisch. Der Hund zeigt unerwünschtes Verhalten und bekommt als Antwort einen Schmerzreiz. Um den Schmerz zukünftig zu vermeiden, unterlässt es der Hund beispielsweise an der Leine zu ziehen.

    Doch warum geht die Rechnung so oft nicht auf?

    Um das zu verstehen muss man sich damit auseinandersetzen, wie Schmerz als Strafe im Sinne einer Erziehungsmaßnahme überhaupt wirken.

    Beim Umgang mit Hunden hat die Ausübung von Gewalt leider Tradition. Zum einen als angebliche Strafe in Form von purer Gewaltausübung gegen den Hund (heute weitgehend geächtet)oder als sogenannte „positive Strafe“ im Rahmen der Konditionierung, worauf ich mich in diesem Artikel beziehe.

    Aus Sicht eines Ausbilders besteht der Vorteil des Arbeitens mit Schmerzreizen darin, dass Schmerz der kürzeste und nachhaltigste Weg des Lernens ist. Im besten Fall reicht das einmalige Zufügen des Schmerzreizes, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Danach sollte der Hund in der entsprechenden Situation einen Meidereflex zeigen.

    DAS FUNKTIONIERT ABER NUR DANN, wenn der Schmerzreiz richtig dosiert wird und das Timing stimmt. Das zusammen erzeugt einen Vermeidungsreflex, ohne aber das Tier zu brechen. Auch der Ausbilder soll nicht als derjenige erkannt werden, von dem die Gewalt ausging. So die Theorie!

    Die „richtige“ Dosis zu treffen, darin liegt neben dem Timing eine besondere Herausforderung. Man denke an die Hunde, deren Arbeit eine gewisse Schmerztoleranz erfordert. Da muss man schon zulangen. Die nötige Härte zu treffen, ohne den Hund zu brechen ist für emphatische Menschen eigentlich gar nicht möglich. Ich meine, man muss über psychopathische Neigungen verfügen, um einem Hund kalkuliert und entspannt Leid zufügen zu können,mit der Absicht ihm einen Meidereflex einzupflanzen. Und man braucht Übung darin. Über beides verfügen die meisten Hundehalter nicht. Deshalb dosieren sie schlecht und bekommen diesen grimmig verspannten Gesichtsausdruck.

    Der Misserfolg und die Frustration, die der „normale“ Hundehalter in der Regel beim Arbeiten mit Strafreizen erlebt, was dann meistens auch noch dem vermeintlich unbelehrbaren Tier angelastet wird, öffnet dann nicht selten die Tore für einen grundsätzlich aggressiven Umgang mit dem Hund, der im schlimmsten Fall darunter zerbricht oder sich irgendwann zur Wehr setzt. Vom Vertrauensverlust gegenüber seinem Menschen ganz zu schweigen.

    Ein Teufelskreislauf und aus meiner Sicht Grund genug, um im Zusammenhang mit Hundeerziehung nicht mal mehr über Strafen (im Sinne von Gewaltausübung) auch nur nachzudenken geschweige denn darüber diskutieren zu müssen. Ein wirklicher Fachmann oder Fachfrau und Hundefreund(in) wird andere wirklich gut funktionierende Wege offerieren können. Da kann man sicher von ausgehen. Positive Verstärkung zum beispiel, um nur eine Möglichkeit zu nennen.